Leitbildentwicklung
Die Gemeinde Michendorf hat am 3. September 2018 ihr Leitbild beschlossen:
"Gemeinde Michendorf 2030 - Unser Leitbild"
Die "Arbeitsgruppe Leitbildentwicklung“ hat die Ergebnisse der Bürgerbefragung ausgewertet und Leitthesen zum Leitbild formuliert. Die Endfassung wurde öffentlich im Ausschuss für Gemeindeentwicklung und Bürgerservice am 28. Juni 2018 präsentiert und am 3. September durch die Gemeindevertretung beschlossen. Die Veröffentlichung erfolgte in der Gemeindezeitung Michendorf. In jeder folgenden Ausgabe stellten wir Ihnen eine der zehn Thesen vor.
Chronik:
Am 6. Mai 2013 fand die Auftaktveranstaltung zur Entwicklung eines Leitbilds statt.
Am 18. Mai 2015 hat die Gemeindevertretung beschlossen, die Arbeitsgruppe (AG) „Leitbildentwicklung“ einzusetzen. Diese setzt sich aus dem Bürgermeister, interessierten Bürgerinnen und Bürger sowie ehrenamtlichen Mitgliedern zusammen, die jeweils durch die Ortsbeiräte vorgeschlagen worden sind (Drs.Nr. GV/53/2015).
Am 6. Juli 2015 fand die erste gemeinsame Sitzung statt. Seither hat sich die Arbeitsgruppe in regelmäßigen Abständen getroffen. Das Leitbild „Gemeinde Michendorf 2030 – Unser Leitbild“ wurde gemeinsam mit dem Bürgermeister in 28 öffentlichen Sitzungen entwickelt.
Im Jahr 2016 wurde ein Fragebogen entworfen und eine repräsentative Bürgerbefragung durchgeführt (Amtsblatt, Nr. 4/2017 vom 26. Juni 2017). Die Auswertung fand öffentlich am 3. Juli 2017 im Gemeindezentrum „Zum Apfelbaum“ in Michendorf statt.
Im Jahr 2017 wurde für die künstlerische Gestaltung der Leitbildthesen ein Kunstwettbewerb ausgerufen, an dem sich die Michendorferinnen und Michendorfer wieder aktiv einbringen konnten.
Im Jahr 2018 hat sich die Arbeitsgruppe auf die Zusammenfassung und Korrektur sowie die grafische Gestaltung konzentriert. Nach dreijähriger aktiver Arbeit wurde das Leitbild für die Gemeinde Michendorf zur Beschlussfassung vorgelegt.
Leitbild - Ergebnisse der Bürgerbefragung
Die Gemeinde Michendorf ist eine lebenswerte Gemeinde in Potsdam-Mittelmark. Doch was macht unsere Gemeinde aus und wo sehen wir unsere Gemeinde im Jahr 2030?
So lautet die Leitthese und das Motto der AG Leitbild. Diese wurde im Frühjahr 2015 auf Beschluss der Gemeindevertretung aus Bürgern aller sechs Ortsteile gegründet. Sie arbeitet seitdem kontinuierlich und wird unterstützt durch die koordinierende Mitarbeit des Bürgermeisters und der Verwaltung. Eine fachliche Anleitung erfolgt durch das Institut für Public Management (IPM), Berlin.
Nach vielfältigen internen Diskussionen, Bürgerforen und einem Probelauf wurde der Fragebogen im Sommer 2016 an alle Haushalte der Gemeinde verteilt. Darüber hinaus bestand die Möglichkeit, den Fragebogen online zu lesen und zu beantworten. Die statistischen Ergebnisse liegen vor. Auszugsweise sollen hier Daten, Bewertungen und Wichtungen vorgestellt werden: 803 Bürgerinnen und Bürger haben den Fragebogen umfangreich ausgefüllt. Es gab Rückmeldungen aus jedem Ortsteil der Gemeinde (siehe Grafik). 74% der Ergebnisse stammen aus der Altersgruppe der 29 bis 65-Jährigen Unterpräsentiert ist die Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Dennoch liegt eine gute und ausreichende Anzahl an auswertbaren Antworten vor.
Sie gelten als repräsentative Abbildung der Meinungen, Einschätzungen und Wertungen aller Bürger der Gemeinde und bilden somit eine fundierte Grundlage für die weitergehende Diskussion zum Leitbild.
Folgende ausgewählte Ergebnisse liegen vor: 54% aller Rückmeldungen kamen von Bürgerinnen der Gemeinde; 83% aller Teilnehmer sind verheiratet bzw. leben mit einem Partnern zusammen. 91% aller Antwortenden planen ihren Lebensabend in der Gemeinde zu verbringen.
Als generelle Stärken der Gemeinde Michendorf werden aufgezählt: eine bürgernahe Verwaltung, ein vergleichsweise gutes Schul- und Kitaangebot, ein starkes Kultur- und Vereinsleben, eine reizvolle Natur- und Seenlandschaft, eine engagierte Bürgerschaft, eine familienfreundliche Atmosphäre und ein gesunder Finanzhaushalt der Gemeinde.
Was sind die Haupt- und Reizthemen der Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Michendorf?
Zum Stichwort Verwaltung: Es gibt ein mehrfaches Lob für den Bürgerservice und eine weniger gute Benotung (2,6) für die charakteristischen bürokratischen Verfahren, einschl. der damit verbundenen sachlich-amtlichen Kommunikation. Beispielhaft werden dafür das Amtsblatt und die Homepage der Gemeinde Michendorf genannt. Ist das eine Medium zu sachlich, ist das andere zu wenig interaktiv. Beide Formate sollen moderner - informativer und verständlicher - gestaltet werden.
Zudem wird ein erhöhter Bedarf an Gefahrenabwehr, einschl. gut ausgerüsteter Feuerwehr, an Sauberkeit (insb. an den Bahnhöfen) und an mehr Sicherheit im öffentlichen Raum, einschl. einer verstärkten Polizeipräsenz, angemeldet. Diese Themen haben für die Bürger eine hohe Relevanz (1,4) und sind ein aktueller Diskussionsgegenstand.
Im Bereich Bildung und Kinderbetreuung sind die Hauptthemen eine verkehrssichere Erreichbarkeit der Schule, einschl. einer nach Stundenpläne getakteten Schulbusanbindung; eine qualifiziertere pädagogische Betreuung der Kinder in den Kitas, einschl. einer gesünderen Essensversorgung, ein Mehr an Nachmittagsangebot an den Schulen für die Schulkinder. Hier schneidet Michendorf mit einer Note von 2,49 derzeit am schlechtesten ab. Als ein Defizit werden die geringe Zahl an freien Kitaplätzen und der erwartete Platzmangel an den Grundschulen angesehen. Mehr als 100 Teilnehmer sind bereit, ihre Kinder in Schulen mit anderen/alternativen Schulkonzepten zu schicken. Montessori- und Waldorf-Schulen werden mit 23% bzw. 20% favorisiert.
Fragen zum Thema Kultur und Soziales werden grundsätzlich positiv beantwortet. Mit einem hohen Prozentsatz wird das „starke“ und vielfältige Kultur- und Vereinsleben in der Gemeinde hervorgehoben. 36% aller Befragungsteilnehmer sind im Verein und vertreten die Meinung, dass die Arbeit besser organisatorisch und/oder finanziell unterstützt werden sollte. Durchschnittlich zwei- bis dreimal im Jahr besuchen die Befragten Kulturveranstaltungen in der Gemeinde. Hierbei sind die über 66-Jährigen besonders interessiert und die Stückener und Fresdorfer in größter Feierlaune. Insbesondere die Angebote für Familien bzw. die gemeinschaftlichen für Jung und Alt sind sehr beliebt. Für Kinder und Jugendliche wird ein größerer Bedarf an Spiel-, Spaß- und Musikangeboten angemeldet. Darüber hinaus werden spezielle kulturelle Angebote für Kitakinder, Spielplätze und alterstypische Treffpunkte für Jugendliche vorgeschlagen, wie z.B. Jugendclubs, Skater- und Basketballbereiche oder Probe-räume für Bands. Häufig wird der Wunsch nach einem Familienzentrum mit Café und nach einem Kino geäußert.
Im Themenbereich Sport überwiegt die gute Benotung, obgleich weitere und vielfältigere Sportanlagen, insbesondere von den Teilnehmern im Alter zwischen 29 - 45 Jahren aus Wilhelmshorst, gewünscht werden. Die Zufriedenheit mit der Gesundheitsversorgung wird durchschnittlich (2,27) positiv beantwortet, wenngleich die Michendorfer positiver (2,16) urteilen als die Teilnehmer aus Stücken (2,67). Äußerst zufrieden ist die Altersgruppe der 19 bis 28-Jährigen, am wenigsten die Gruppe der 29 bis 45-Jährigen (2,34). Nachgefragt werden zusätzliche Kinderärzte, aber auch Fachärzte, wie Augen- und Hautärzte sowie Gynäkologen.
Beim Thema Erscheinungsbild des Ortes spiegelt sich in der statistischen Auswertung die öffentliche Gesamtmeinung wider, dass derzeit Michendorf, als Zentrum der Gemeinde, zum einen kein „Zentrum“ vorweisen kann und zum anderen wenig einladend auf die Bewohner und Gäste wirkt. Sauberkeit und ortsverschönernde Mittel werden vermisst, aber auch eine Drogerie oder ein Bioladen und eine einladende Verweilzone, idealer Weise mit einem Café. Lediglich die Michendorfer selbst geben sich die Note 2,46. Die Bürger aus den anderen Ortsteilen votieren signifikant schlechter. Besser werden die Einkaufmöglichkeiten eingeschätzt. Die Michendorfer vergeben hier die Note 1,82; der Gesamtdurchschnitt liegt bei 2,0. Eher von den älteren Altersgruppen wird ein Bedarf an betreutem Wohnen und an einem Seniorenwohnheim signalisiert. Die Befragungsteilnehmer aller Ortsteile sind am Bau von Mehrfamilienhäusern und am Entstehen von Gemeinschaftswohnprojekten interessiert.
Die Fragen zu den Verkehrswegen und zur Infrastruktur beantworten die Wildenbrucher eher kritisch. Für die Verkehrswege vergeben die Teilnehmer aus Wildenbruch lediglich die Note 2,73. Die Bürger aus Wilhelmshorst (2,7) und aus Stücken (2,63) votieren vergleichbar negativ.
Als Lösungen wird u.a. das Einrichten von Tempo-30-Zonen und von Kreisverkehren gesehen.
Noch kritischer wird die Verkehrssituation insbesondere für Radfahrer in Stücken (2,94) und im Ortsteil Langerwisch (2,79) bewertet. Die Einschätzung der Fußgängersituation, insbesondere mit Geh- und Fahrhilfen, signalisiert für alle Orte, jedoch besonders für die Ortsteile Stücken (3,55) und Wilhelmshorst (3,01), einen erhöhten Handlungsbedarf.
Eine Verbesserung sollte zudem im öffentlichen Nahverkehr, insb. Beim Busverkehr angestrebt werden. Gewünscht wird ein Mehrfaches an Haltestellen, an kürzeren Intervallen, an zweckmäßigen Anschlussverbindungen und an verkürzten Wartezeiten zwischen diversen Verkehrsmitteln, insb. bei der Abstimmung zwischen Bus und Bahn.
Die Qualität der Straßen wird hingegen flächendeckend mit 1,6 benotet und damit eher positiv bewertet.
Beim Thema Natur- und Landschaftspflege wird in den Antworten der Bürger deutlich, dass sie die Natur, den Wald und das Gewässer, die Grünflächen, die Alleen und Wander- und Reitwege bewahrt und gepflegt sehen möchten. Demzufolge werden der Ausbau der Autobahn, die Planung einer Mülldeponie, das Roden und Abholzen des alten Waldbestandes, ein mangelnder Gewässerschutz und der zunehmend höhere Lärmpegel in den Ortsteilen als Schwächen der Gemeinde aufgezählt. Stattdessen soll mehr für den Natur- und Umweltschutz getan werden, so z.B. mittels Uferpflege am Lienewitzsee und am Seddiner See, mittels Renaturierung vom Herthasee in Michendorf, vom Mittelgraben, vom Dorfteich Langerwisch, vom Irissee in Wilhelmshorst und vom Fresdorfer See.
Lärmschutz gegen den Auto- und Bahnverkehr und die Verhinderung einer Mülldeponie besitzen eine hohe Priorität.
Natur- und Landschaftspflege sind wichtige Faktoren für die Wohn- und Lebensqualität in der Gemeinde Michendorf. Offensichtlich wird der Bedarf an neuen wirtschaftlichen Ansiedlungen weniger gesehen. Die Entwicklung der Tourismusbranche wird nicht favorisiert, dennoch wird die schwache oder gar fehlende touristische Infrastruktur als ein Nachteil angesehen. Erweiterte touristische Angebote könnten eine Möglichkeit sein, den kommunalen Haushalt zu solidieren, ohne die Natur und Landschaft weitergehend zu zerstören bzw. zu belasten.
Zum Thema Klimaschutz, zukünftige Energie- und Medienversorgung, Internetversorgung wurde aus allen Ortsteilen die Verbesserung der Versorgung mit dem Internet nachdrücklich benannt. Die Nutzung von Solar- bzw. Photovoltaikanlagen sollte gefördert werden, die E-Mobilität sollte eingeführt und eine LED Straßenbeleuchtung installiert werden. Maßnahmen zum Lärmschutz gilt es weiterhin zu treffen, Windräder, Solarpanelfarmen und Biogasanlagen sollen nicht aufgestellt oder aufgebaut werden. 24% aller Befragungsteilnehmer akzeptieren nicht nur den Klimaschutz, sondern wollen auch privat investieren und bestehende technische Möglichkeiten nutzen.